<![CDATA[WINE DOC - Blog]]>Sat, 19 Oct 2024 01:51:01 +0200Weebly<![CDATA[PUGNITELLO]]>Sat, 07 Sep 2024 18:21:35 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/pugnitelloPUGNITELLO –
EIN WENIG BEKANNTER WEIN AUS DER MAREMMA

Kürzlich bekam ich von einem Freund eine Flasche Pugnitello 2019 von Enoforia geschenkt. Von der Etikette konnte ich entnehmen, dass das Weingut in der Toskana beheimatet ist. Da mir weder das Weingut noch der Wein bekannt war, habe ich den Wein verkostet und mich über das Weingut informiert. 

DAS WEINGUT ENOFORIA
Die Soc. Agr. Enoforia ist in der Toskana in Magliano beheimatet und hat sich darauf spezialisiert, authentische toskanische Weine zu kreieren, die sowohl das Terroir als auch die Kultur der Region widerspiegeln. Der Name „Enoforia“ setzt sich aus „Wein“ (griechisch „Oinos“) und „Euphorie“, zusammen. Es soll die Leidenschaft und Freude am Wein widerspiegeln. Die Rebsorten, die bei Enoforia angebaut werden, umfassen einerseits die traditionellen Sorten der Region, wie Sangiovese, aber auch internationale Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon. Und andererseits eben auch noch die Pugnitello-Traube, auf die sich das Weingut spezialisiert hat. Ich konnte auf einem Plakat des Weinguts lesen: «Siamo quelli del Pugnitello» - wir sind Pugnitello. Weiter unten könnt Ihr lesen, wie es zu diesem Slogan kam.

​DIE PUGNITELLO - TRAUBE
Pugnitello ist eine seltene, rote Rebsorte aus der Toskana. Es handelt sich um eine alte, fast vergessene Traube, die Anfang der 1990-er Jahren wiederentdeckt worden ist, nachdem sie jahr-zehntelang kaum angebaut worden war. Der Winzer Leonardo Bellaccini aus San Felice, einer Gemeinde im Herzen des Chianti-Classico-Gebietes, hat die Pugnitello-Traube sozusagen wieder-belebt. Die Pugnitello-Traube war eine von mehreren alten Reb-sorten, die im Rahmen eines von der Universität in Florenz unter-stützten Projektes in der Toskana angepflanzt wurden. Ziel des Projektes war die Rettung einheimischer Gewächse auf Versuchs-parzellen. Die Region Toskana hat Enoforia im Rahmen ihres Programms zum Schutz der biologischen Vielfalt zum Guardian Cultivator von Pugnitello ernannt. Nach ihrer Wiederentdeckung wurde sie unter modernen Weinbau-Bedingungen getestet, und es stellte sich heraus, dass sie in der Toskana sehr gut gedeiht. Der Name „Pugnitello“ leitet sich von dem italienischen Wort „pugno“ (Faust) ab. Wörtlich übersetzt heisst die Traube Fäustchen, da diese in kleinen, dichten Trauben wachsen, die an eine kleine Faust erinnern. Die früh reifende, ertragsarme Rebe mit dickschaligen Beeren erbringt körperreiche, dunkelfarbige, fruchtige Rotweine mit weichen Tanninen und Alterungspotential.

Eigenschaften: Pugnitello ist eine robuste Sorte, die gut an das toskanische Klima angepasst ist. Die Weine, die dort hergestellt werden, sind intensiv und haben eine tieferote Farbe, oft mit Aromen von dunklen Früchten, Gewürzen und manchmal erdigen Noten. Die Weine weisen auch einen kräftigen Tannin-Gehalt auf, was ihr Alterungspotenzial begünstigt.
Weinproduktion: Der Anbau der Pugnitello-Trauben ist noch immer auf sehr wenige Weinberge in der Toskana beschränkt. Weine aus 100 % Pugnitello sind momentan noch selten, da die Trauben oft auch für Assemblagen verwendet wird. Die Winzer schätzen die Fähigkeit der Pugnitello-Traube, Struktur und Tiefe in Weine zu bringen. Renaissance traditioneller Sorten: Die Wieder-entdeckung von Pugnitello ist Teil eines größeren Trends in Italien, bei dem Winzer und Forscher sich bemühen, alte, oft vergessene Rebsorten wiederzubeleben. Ich verweise auf meinen Artikel über die Timorasso-Traube. Insgesamt ist Pugnitello ein gutes Beispiel für die Renaissance alter Rebsorten und die Bedeutung der Bewahrung von Weinbaukulturen.

IGT Toscana Rosso Pugnitello, Jahrgang 2019
Der Weinberg umfasst etwa ein Hektar und liegt in der hügeligen Gegend von Magliano in der Toskana. 
Ernte: Sorgfältige Auswahl auf dem Feld und Ernte der Trauben von Hand. Weinbereitung: Alkoholische Gärung in Stahltanks bei einer Temperatur von 25 °C, gefolgt von einer etwa zehntägigen Mazerationsphase auf den Schalen und unmittelbar an-schließender malolaktischer Gärung. Reifung: In Holzfässern (neue und zweite Tonneaux und Barriques) für etwa 18 Monate und weitere 10/12 Monate in der Flasche. Alkoholgehalt: 13,5%. Anzahl produzierter Flaschen: 1’242 pro Jahr.
 
Meine Beurteilung
Intensive dunkelrote Farbe. In der Nase anfänglich diskret. Später dann deutliche Noten von roten Beeren und Tabak. Im Mund sanft, fast samtartig. Brombeeren, Kirschen, Gewürz- und Ledernoten. Viel Tannine – das scheint typisch zu sein für den Pugnitello – und schliesslich der Abschluss mit einem erfreulich langen Abgang. Dieser Wein dürfte ein langes Lagerungspotential haben. Er passt gut zu Fleischgerichten und zu gerieftem Käse. Zusammenfasend durfte ich wieder eine interessante, neue Rebsorte kennen lernen.  Sollte es mit dem Pugnitello in der Toskana ähnlich weitergehen, wie damals mit dem Timorasso im Piemont, könnte unter Umständen der nächste «Wiederbelebung einer autochtonen-Trauben-Hype» ausgelöst werden.

Euer Wine-Doc, Robert "Stümpi" Graf
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<![CDATA[Warum die Etikette manchmal über dem Geschmack steht?]]>Thu, 13 Jun 2024 18:30:00 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/warum-die-etikette-manchmal-ueber-dem-geschmack-steht«wine & try» zur Art Basel in der Galerie Brigitta Leupin, Basel. Vortrag in Baseldeutsch  ©Robert Graf
Liebi Kunschliebhabendi und Wyydringgendi
 
​Ych mecht yylaitend grad feschthalte: Ych ha im Grosshirn nit e Spalte und au d Demänz duet noonig wingge. Dass me Etikette nit ka dringge isch mir nadyrlig sunneglaar, y find das Wort au sonderbar, doch s duet e Sorte Lyt beschryybe, wo immer gärn dien iberdryybe und digg aagän – s isch maischtens Blöff, si kenne Etikette und nit s Gsöff.
 
Ihr kennet das: Am en e Feschtässe sin ihr an ere lange Daafle gsässe, mit and’re Gescht – denn isch’s bassiert dr Källner will, dass me dr Wyy brobiert. Doo drängt sich aine schamloos vor und brielt: Ych schloo Eych fir die Daafle vor, dass ych das hitte ibernimm, denn ych kumm druuss – und es wär schlimm, wenn aine, wo vom Deguschtiere kai Ahnig het
und bim Brobiere e Zapfe-Gout nit uuseschmeggt und mir denn - das wär ganz verreggt - Tricghloranisol mien suffe Wie gsait: Vo Wyy verstand ych ganz e Huffe! Är nimmt s Glas und duet dr Wyy rotiere, hesch s Gfyyl, är wott en zentrifugiere. Noo zwai Minute kunnt dr näggschti Schritt: Är hebt sy Zingge ins Glas – yygytt - und verkindet denne stolz, e feyni Naase,
diskrets Holz, e Veyeli-Duft, wo ihn beteeri, denn schmegg är no rooti Beeri, Kirsi, Biire und Melone und e glaine Stich Zitrone. Dä verzellt doch, main ych schyych, bi jeeder Wyy-Degu s Tupfe-glyych. Denn duesch lang gnueg am Wyyglas schmegge, kasch die Dift bi vyyle Wyy entdegge. Und denne foot är a blagiere, was är scho derfe het brobiere.,deguschtiere und dekantiere, nur s Bescht vom Beschte vo dääre Wält, dr Bryys, dä isch ihm glyych – denn Gäld spielt bim Wyy bi ihm kai Rolle, drum kennt är – und das isch s Tolle - nur Wyy vom obere Segmänt und das isch ihm eebe rächt emänd, denn Wyy under 150 Schruube isch Hueschtesirup fir granggi Duube. So leggt dä loos, kasch en nit stoppe und zellt Wyy uff, nur die Toppe... Tignanello, Sassicaia, Mascharello und Solaia und nadyrlig Ornellaia, Argentiera und au Gaja, Masseto und denn no Altare, erreggt duet är denn wyterfahre. Mouton, Latour, Fischerwyy (das ka nur dr Pétrus syy…) Laffite, Haut-Brrion und Margaux - so kennt das lang no wyter goo! Doch die maischte mergge gly, was dä Plauderi vo Wyy kenne duet – kasch d Hand verwette – sin letschtlig numme d Etikette.
 
Won y kirzlig im Piemont ha gässe, isch am Nääbedisch e Gsellschaft gsässe und duet sich e feyne Wyy kredänze. Myni Auge hän grad aafoo glänze... E 16-er Barolo Colonello, im Magnum – jä "Hallo Velo" - das isch Wyy vom Allerbeschte, dä han y au scho derfe teschte. Uff aimool foot am Nääbetisch, unvermuetet – was hesch was gisch - e Plauderi aa z philosophiere: Hitt derfe mer e Sensatioon brobiere, dää Wyy im Glas, das isch bigoscht allerbeschte Piemonteser-Moscht, en absolute Top-Barolo, won ihr doo vorgsetzt hän bikoo! Är wurd esoon e toll’Barolo - im Geegesatz zem e Nebbiolo - uff em e Tisch nie stoo loo. Denn Nebbiolo, das syyg Billig-Wyy,! Im Piemont muess es - s blybbt derbyy, e Barolo oder Barbaresco syy. Wenn y amme heer, so Sache, froog mi: Sell y briele oder lache? Duet me numme Etikette kenne, bin y dr Mainig, denne, sott me nit aagää wien e Wald voll Affe und sich emänd emool uffraffe und ebbis iber en Inhalt z leere, anstatt d Lyt mit Määrli z’steere...
 
Beziiglig Wyy en ander Gfächt, fiehrt zwischenyyne s wyyblig Gschlächt. Etikettedringge uff en and’ri Art, won e aigene Stil offebaart. Si dringge gärn e Gleesli Wyy, doch ‘s muess nit soone dyyre syy. Dr Häärkunftsort, dää spielt kai Rolle, eb Barbaresco oder Gämpe-Stolle, eb Bolgheri oder Rioja - aber ebbis muess dr Wyy doch ha: E scheeni Etikette uff dr Fläsche wie bin ere neye Lääderdäsche, die isch - ooni s grosse Firme-Logo vorne druff -halt schlicht e No-Go! Drum isch s Motto, s blybbt derbyy: "Scheeni Etikette - guete Wyy!" S Verruggte isch, ych has erfahre, mit däm Prinzip kasch au no spaare, denn scheeni Etikette zieren emänd nit nur Wyy im dyyr’ Segmänt! D Erfahrig het mi geleert: Drey Sache dien d Fraue e bitzi anderscht mache:

1. Wenn s wyyblig Gschlächt Wyy duet bschtelle, dien anderi Kriterie zelle: Isch d Etikette e Katastrophe, syyg dr Wyy au e Schuss in Oofe. Isch d Etikette e scheene Helge, wirsch bim Dringge wohrschynts schwelge. Als Bewyys fiehre si dr Mouton Rothschild aa, e dyyre Moscht zwor, doch deerte ka, e Kinschtler jeedes Joor brobiere, dä Super-Bordeaux ney z interpretiere.

2. Ych han e baar Mool scho erläbbt, dass d Etikette, wo uff dr Fläsche gläbbt, e guete Wyy duet impliziere, wo me dringge ka ooni z’ brobiere so dass mir beziiglig Etikette schyyn, das syyg nit nur e feminine Spleen. Ihr glaubets nit? Mir dien‘s brobiere, leehnd eych speeter ze däm verfiehre.

3. Fraue liebe gwissi Druubesorte und dien gärn d Wyy vo dääne horte. Sanfti Schmaichler, wo vyyl Sunneschyyn gsee hän und nit vyyl Tannin uff dr Zunge hinterleen, uff soo Wyy die maischte Fraue steehn. Wottsch däm Wunsch entgeege koo, denn gits nur ains, kauf e Merlot! L’Aparita, Petrus und Masseto, dien im Ränking jo ganz oobe stoo. Doch s gitt au grauehafti Merlot, dringg die nit, die kasch ins Meer loo. An dääre Schtell muess ych Eych gschtoo, was ych mir kirzlig ha vorgnoo, an dr Art in dääre Galeryy vo uns’rer Brigitta Leupi. Ych mach das, won ych vermaledey, e Deguschtatioon – y bi so frey – vo Wyy, won ych nie drungge ha und dorum au nit kenne ka. Uusgwählt han y – oder hätt y nit sette? Die Wyy nur uff Grund vo ihrer Etikette.

Y ha numme Fläsche welle mit e bitz originelle Etikette, ooni Ruggsicht, doch mit Muet um was es sich fir Wyy handle duet. Also wärde mer, im woorschte Sinn vom Wort, Etikette dringge an däm Ort. Dass ihr schon e Bitzi kennet schwelge, zaig ych eych uff dääne Helge was ych uusgwählt  ha – und nomool es isch mer derbyy nit ganz soo wool , will – y ha kai blasse Schimmer, was mer deguschtiere in däm Zimmer. Doch y verdrau uff my Instiggt und hoff, dass mer kain ans Schienbai ginggt. Und, wie erwähnt, es maches d Fraue au esoo - im Gottverdraue, und die hän - han y mir dänggt – au nit jeedes Mool in d "Schyssi" glänggt. Und so hoffe mer bigoscht, dr uusgwäält Moscht isch diggi Poscht -Proscht! D Froog, wo mi am Aafang bloggt - sin Si au en Etikette -Dringger, han y gfroggt. D Anwort luutet klar esoo: Noo däre Degu hitte: Joo!

Euer Wine-Doc, Robert "Stümpi" Graf 

Bilderquelle: Mövenpick 
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<![CDATA[La Poja 2016 von Allegrini - eine Entdeckung]]>Mon, 06 May 2024 13:48:50 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/la-poja-2016-von-allegrini-eine-entdeckung
Gemütlicher Abend mit Diana am Rhein. Feines Essen, dazu kredenzen wir uns eine Flasche La Poja 2016 von Allegrini, welchen ich von meinem Sohn Niggi und seiner Frau Stephanie zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Ich kannte diesen edlen Tropfen von Allegrini nicht - leider! Nach dem Öffnen traf ich auf einen zwar kräftigen, aber noch verschlossenen Wein. Gemäss Empfehlungen dekantierte ich ihn und liess ihn eine Stunde in der Karaffe „atmen“. Der zweite Schluck war nicht wieder zu erkennen: Ein wunderbarer, samtiger und vollmundiger Wein eines reinsortigen Veronesers aus Corvina-Trauben, welcher 28 Monate im Barrique ausgebaut und 10 Monate in der Flasche gereift ist. Im Gaumen samtige Noten von Cassis, Kirschen und Zwetschgen, übergehend in dunkle Schokolade. Langer Abgang, eine wirklich tolle Erfahrung aus der Gegend des allseits bekannten Amarone.

Wer also meint Valpolicella ist gleich Amarone, könnte seinen Weinhorizont mit diesem Wein erweitern.

Euer Wine Doc, Robert „Stümpi“ Graf 
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<![CDATA[Überraschender Fund im Weinkeller]]>Mon, 06 May 2024 13:41:10 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/ueberraschender-fund-im-weinkellerEs war eine unerwartete Begegnung mit einem erlesenen Nebbiolo aus dem Jahr 1998.
Beim Aufräumen und Inventarisieren meines Weinkellers stieß ich auf eine Flasche aus dem Jahr 1998, von der ich nicht mehr wusste, dass sie in meinem Lager vorhanden ist. Mein erster Gedanke war: Hoffentlich hat sich das nicht zu Essig entwickelt. Doch nachdem ich Bewertungen dieses Weines aus dem Spitzenjahrgang 1998 recherchiert und einige Degustationsnotizen gelesen hatte, war ich einerseits überrascht, andererseits neugierig. Ich entschied mich, diese Flasche zu öffnen, was sich als knifflig erwies, da der Korken teilweise porös geworden war. Doch aus der frisch entkorkten Flasche schenkte ich mir ein und probierte einen Schluck. Zu meiner großen Freude stellte ich fest, dass dieser 26 Jahre alte Nebbiolo aus dem Roero weder oxidiert noch zu Essig geworden war. Im Gegenteil: Er überraschte mit erstaunlicher Frische und Aromen von roten Früchten, Tabak, Zedern und Zimt.
Bei einem gemütlichen Abendessen mit meiner Liebsten haben wir diesen Wein Schluck für Schluck genossen und werden uns noch lange an diesen außergewöhnlichen Nebbiolo 1998 erinnern.

Euer Wine-Doc, Robert "Stümpi" Graf

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<![CDATA[​Entdeckung des reinsortigen Cabernet Franc]]>Mon, 15 Apr 2024 18:00:00 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/entdeckung-des-reinsortigen-cabernet-francWarum dieser edle Tropfen mehr  Aufmerksamkeit verdient
Die Auffahrtstage verbrachte ich zusammen mit meiner Partnerin in unserer kleinen Ferienwohnung in Zermatt. Den Entscheid, über das verlängerte Wochenende trotz der überfüllten Strassen nach Zermatt zu fahren, haben wir nachträglich aus drei Gründen nicht bereut:

Erstens hatten wir vier Tage prächtiges Wetter. Zweitens befand sich Zermatt in der Zwischensaison. Viele Hotels und Restaurants waren geschlossen. Und bis auf ungefähr eine Centurie Japaner tummelten sich nicht Unmengen von Touristen im Dorf. Drittens: Da viele unserer Lieblings-Restaurants in der Zwischensaison nicht geöffnet hatten, nutzten wir die Gelegenheit, neue Lokalitäten kennen zu lernen. Zum Beispiel das Restaurant „Golden Lok“ im Hotel Tannenhof mitten im Englischen Viertel. Bei der „Golden Lok“, die der Lokalität den Namen gibt, handelt es sich um „vergoldete“ Gornergrat-Lokomotive von 1898. Diese steht mitten im Raum und verleiht dem Lokal ein ganz besonderes Ambiente.
goldenlok.ch
Seit Dezember 2023 führt Leonardo Brunetti in der Küche des "Golden Lok" das Szepter.
Er ist jedoch nicht nur Koch! Auf dem Familienanwesen in der Toskana hat er auch die Kunst der Weinherstellung erlernt.
Hier gehts zum Video mit Leonardo Brunetti:
Ein Abstecher in seine Heimat: Die Weinregion von Cecina, Toskana
Die Azienda Agricola Elisabetta liegt im Ortsteil Collemezzano, welche zur Gemeinde Cecina gehört. Die Azienda Agricola Elisabetta dehnt sich auf etwa 25 Ha Land aus, welches nebst den Weinbergen auch Obstgärten und Olivenhaine umfasst. Der Bau des Weingutes erfolgte 1990. Insgesamt werden auf der Azienda Agricola Elisabetta 11 Weine hergestellt: 6 Rotweine, 4 Weissweine und 1 Rosé Wein, dazu 1 Spumante dry und 2 Grappa. Weiter steht auf dem Gut eine Olivenmühle, in der kaltgepresstes Olivenöl produziert wird.  https://www.agrihotelelisabetta.it

Zurück ins „Golden Lok“, Zermatt   
Auf der Weinkarte entdeckte ich den reinsortigen Cabernet Franc von Brunetti, Jahrgang 2018. Reinsortigen Cabernet Franc hatte ich bis dato selten getrunken. So beschlossen wir, diesen Wein zu probieren und bestellten eine Flasche.

​Ein edler Tropfen, der mehr Aufmerksamkeit verdient...
Kräftig, aromatisch, würzig mit harmonischen Gerbstoffen, Noten von roten Beeren, Kakao und schwarzem Pfeffer. Er passte wunderbar zu meiner Tagliata und zu den Teigwaren von Diana. Der Chef Leonardo Brunetti gesellte sich zu uns und wir plauderten über seine Weine und über seinen spannenden Werdegang. Gesättigt und überaus zufrieden über die tolle Entdeckung machten wir uns auf den Heimweg mit der Gewissheit: Wir kommen wieder!

Wissenswertes über den Cabernet Franc
Cabernet Franc ist eine bedeutende Rotweinsorte, die vor allem in Frankreich angebaut wird, aber auch in vielen anderen Weinbaugebieten - so auch in der Toskana - vertreten ist. Die genaue Herkunft von Cabernet Franc ist nicht vollständig geklärt, man vermutet jedoch, dass die Sorte aus dem südwestlichen Frankreich stammt. Es gibt Hinweise darauf, dass sie möglicherweise aus dem Baskenland kommt. Cabernet Franc wird hauptsächlich in Frankreich, insbesondere im Bordeaux und im Loire-Tal, angebaut. Cabernet Franc-Weine sind wegen des geringeren Tanningehalts meist etwas leichter und weicher als die bekanntere Sorte Cabernet Sauvignon. Sie zeichnen sich durch Aromen von roten Früchten wie Himbeeren und Kirschen, grünen Paprikaschoten, Kräutern und manchmal einem Hauch von Veilchen aus.

Verschnitt: Die Sorte wird häufig in Bordeaux-Verschnitten verwendet, zusammen mit Cabernet Sauvignon und Merlot. Cabernet Franc trägt zur Komplexität des Weines bei und sorgt für Struktur und Aromen-Vielfalt. Reiner Cabernet Franc wird im Loire -Tal, besonders in den Appellationen Chinon, Bourgueil und Saumur, häufig sortenrein ausgebaut. Es sind elegante, oft mineralische Weine, die gut altern können. Cabernet Franc hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen, nicht nur als Bestandteil von Verschnitten, sondern auch als eigenständiger Wein, der die typischen Aromen und den Charakter der Rebsorte voll zur Geltung bringt.
​                                                                                     
Mein Tipp: Unbedingt einmal einen reinsortigen Cabernet Franc zum Essen trinken – ihr werdet nicht enttäuscht sein und eine interessante Erfahrung machen. 

Euer Wine-Doc Robert "Stümpi" Graf
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<![CDATA[Wenn's am Samschtig vieri schloot, tout Bâle in d Galerie Leupin goot]]>Thu, 29 Feb 2024 19:00:00 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/wenns-am-samschtig-vieri-schloot-tout-bale-in-d-galerie-leupin-gootSo lautete die Einladung zum «wine & try» Vorfasnachts-Event in der Galerie Brigitta Leupin in Basel. In fasnächtlicher Athmosphäre, mit Fasnachts-Bildern von Hampe Wüthrich, sprachen wir über die Weinqualität an der Basler Fasnacht. Dabei kamen der Frostschutz-Skandal um den Grünen Veltliner aus Österreich von 1985 und die Qualität von den Billigweinen aus dem Karton zur Sprache. Selbstverständlich - wie das an der Basler Fasnacht Usanz ist - in Versform. Hier ein paar Impressionen.
Apropos Grüner Veltliner:    

Joore speeter han y erfahre,
was mir domools esoo an Kaare
gfahre isch, dass y fascht im Spittel
glandet bi: S isch Froschtschutzmittel!
Diaethylenglycol, chemisch gsait,
das het mi Hirni nit verdait.
D Öschtricher hän doch, die Schlawyyner
mit Froschtschutzmittel dr Grien Veltliner
gscheent und ganz e Bitz versiesst.
Die Giftmischerey ,die hän si biesst:
Dr Wyybann het si nämmlig droffe
und niemerts het mee Grien’ Veltliner gsoffe.
Auszug aus meiner Rede in Versform
«wine & try» bi dr Brigitta, doo hän mir Luscht und Zyt ka, iber Fasnachts-Wyy z philosophiere und die e weeneli z deguschtiere...
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<![CDATA[NEUES UND VERTRAUTES AUS DEM PIEMONT]]>Mon, 05 Feb 2024 20:32:41 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/neues-und-vertrautes-aus-dem-piemontNeues und Vertrautes bei Moccagatta in Barbaresco (Piemont)
Im November dieses Jahres besuchte ich das Weingut Moccagatta in Barbaresco. Dort erwartete mich Martina Minuto, die Tochter von Sergio, welche mir ihre neusten Jahrgänge der Moccagatta-Weine vorgestellt hat.
Eine Führung durch das Weingut und den Weinkeller erübrigte sich, da ich Moccagatta seit Jahren besuche und das gepflegte Gut kenne. Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mir jedoch ein Foto mit Martina auf ihrem Rebberg nicht nehmen lassen.

Und dann kam die Überraschung - der neue Wein von Moccagatta

Langhe Rosato
ist die kleinste der Produktionen und wurde 2020 als Experiment geboren. Er wird aus Nebbiolo-Trauben aus einem jungen Weinberg mit kühlerer Nordostlage und guter Höhenlage hergestellt. Die Trauben werden gepresst und nach einem kurzen Kontakt von etwa zwölf Stunden werden die Schalen durch sanftes Pressen abgetrennt. Die Farbe ist ein zartes warmes Rosa, der Wein ist frisch und elegant. Er eignet sich sehr gut als Aperitif, aber auch in Kombination mit hellem Fleisch. Von diesem 2022er Rosato wurden 1000 Flaschen abgefüllt. Beim Degustieren empfand ich einen lieblichen, fruchtigen Geschmack und im Gaumen harmonisch, trocken mit einem ganz leicht süßlichen Unterton.

Rosémania!
Gerade in der heißen Jahreszeit ist der Rosé mittlerweile auch außerhalb Frankreichs ein vielbegehrter Apéro- und Trinkwein. Roséweine sind voll im Trend finde ich und es hat sich meines Erachtens eine echte „Rosémania“ eingestellt.
 
Hinweis:
Frankreich – vor allem die Provence - ist der größte Rosé-Produzent weltweit. In den letzten Jahren ging der Trend hin zu hellen, sprich blassrosafarbenen, Roséweinen. Dies verdankt man dem von den Winzern der Côtes de Provence angewendeten Verfahren der Pressurage direct – oder zu Deutsch: Direktpressung. Bei diesem speziellen Verfahren werden die Trauben sofort gepresst und der Traubensaft anschließend vergoren. Manchmal wir der Saft noch kurz auf der Maische liegen gelassen. So entstehen die aktuell sehr begehrten, hellen Roséweine.
Zurück zum Weingut Moccagatta
Nach der Degustation des Roséweines versuchten wir auch den Weißwein, einen Chardonnay Langhe Buschet DOC 2021. Oberhalb ihres Rebberges Bric Balin liegt die kleine Parzelle Buschet (zu Deutsch: Wäldchen), wo Francesco und Sergio Minuto in den achtziger Jahren die ersten Chardonnay-Reben gepflanzt hatten. Es ist der höchste Punkt des Hügels, welcher dank Klima und Boden die besten Voraussetzungen hat, um mineralisch konzentrierte Trauben zu ernten. Der Chardonnay Langhe Buschet gärt in Barriques, in denen nach der Gärung in regelmässigen Abständen die Hefe aufgerührt wird (bâtonnage). Mit diesem Vorgehen wird eine Extra-Dichte des Weins erzielt. Nach einem Jahr wird der geschmeidig gewordene Wein abgefüllt, in diesem Jahr lediglich 3000 Flaschen.

Hinweis:
Bei der Bâtonnage macht der Winzer mit seinem Wein das gleiche, wie der Koch mit seinem Bolognesen: Er rührt darin herum. Insbesondere beim Ausbau von Weißweinen bleibt die gebildete Hefe oft für einen gewissen Zeitraum beim Wein. Man nennt diese «Lagerung auf der Voll-Hefe», oder in Frankreich spricht man von «sur lie».
Damit sich ihre Wirkung möglichst optimal entfaltet, muss sie deshalb regelmäßig aufgerührt werden. Früher geschah das mit einem einfachen Stock (bâton). Heute gibt es dafür entwickelte Werkzeuge und für größere Gebinde auch Rührwerke. Normalerweise geschieht das Aufrühren während der Hefesatzlagerung rund einmal pro Woche.  
Quelle:  „Wein am Limit“
 
Bric Ballin und Basarin
Nach dem Weisswein degustierte ich zwei feine 2020-er Barbaresco von Moccagatta. Den Bric Ballin und den Basarin.
Ich kenne wenig Rotweine, welche wie die Barbaresci von Moccagatta sofort nach der Entkorkung ihr volles Bouquet entfalten und trinkfertig sind. Es überrascht mich jedes Mal, wie diese Weine – kaum ohne Zapfen – eine wunderbare Nase und einen vollmundigen Geschmack im Gaumen haben. Wenn es also einmal schnell gehen muss, ist dieser Wein empfehlenswert.
 
Bric Balin 2020
Bric Balin ist so zusagen die Haus-Rebe der Azienda Moccagatta, die unmittelbar über dem Rebhang thront.
Notiz: 18 Monate in Barriques und mindestens 9 Monate in der Flasche.15% granatrote Farbe, feine Nase, viel reife Früchte, dazu eine rauchige Note. Wirkt beim ersten Schluck im Gaumen noch etwas verschlossen. Dunkle Beeren, Kakao, Tabak- und Teernoten, mit dabei auch Lakritze werden Sie bei ihm entdecken. Er bietet einen feinen und langen Abgang.
 
Basarin 2020
Die Trauben stammen von der 1,7 Hektar grossen Südlage Basarin. Die Produktion liegt bei rund 8000 Flaschen.
 Notiz: 18 Monate in Barriques und 9 Monate in der Flasche, 15.5% granatrote Farbe, feine, intensive Nase nach dunklen Beeren, Teer, auch Kakao. Im Gaumen geschmeidig bei fein tarierten, weichen Tanninen. Aromen von Tabak, Lakritze, geröstetem Holz, zeitweise ein Hauch von weissem Trüffel. Langer, intensiver Abgang.
 
Sowohl der Basarin wie auch der Bric Balin eignen sich vorzüglich zu einem Festessen mit oder auch ohne Fleisch. Da, wie bereits festgehalten, der Basarin und der Bric Balin sofort nach dem Öffnen trinkbereit sind, braucht es für diesee Weine keine langen Vorbereitungen – weder müssen sie längere Zeit atmen noch in einer Karaffe dekantiert werden.
 
Ich empfehle Ihnen diese Weine zu versuchen https://www.moccagatta.eu/ – Sie werden es nicht bereuen!
In diesem Sinne wünsche ich gesegnete Feiertage und einen guten Start ins 2024.
 
Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf
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<![CDATA[Jahresende 2023]]>Mon, 05 Feb 2024 20:23:45 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/jahresende-2023

Gedanken zum Jahresende

Man soll das Jahr nicht mit Programmen beladen wie ein krankes Pferd...
Wenn man es allzu schwer beschwert bricht es zu guter Letzt zusammen. Je üppiger die Pläne blühen umso verzwickter wird die Tat. Man nimmt sich vor, sich zu bemühen und schliesslich hat man den Salat! Es nützt nicht
viel, sich rot zu schämen. Es nützt nichts, und es schadet bloss sich tausend Sachen vorzunehmen. Lasst das Programm! Und bessert Euch drauflos!
Aus Doktor Erich Kästners "Lyrische Hausapotheke 1936"
 

Der Wein lehrt uns Geduld und Gelassenheit. So wie der Wein Zeit braucht, um sein volles Potenzial zu entfalten, so sollten auch wir uns Zeit nehmen, um innezuhalten, zu reflektieren und unsere Ziele für das kommende Jahr zu formulieren. Das Jahresende verbindet mit dem Wein eine tiefe Symbolik der Reifung, des Genusses und der Gemeinschaft. Möge diese Zeit des Jahres nicht nur die Weingläser füllen, sondern auch unsere Herzen mit Dankbarkeit, Hoffnung und Freude.

In diesem Sinne:
Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf
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<![CDATA[VOM BASELBIETER TIERARZT ZUM ERFOLGREICHEN ÖNOLOGEN IN SÜDAFRIKA]]>Mon, 16 Oct 2023 18:40:20 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/luca-bein-macht-wein-und-wie-vom-basler-tierarzt-zum-erfolgreichen-onologen-in-sudafrikaLUCA BEIN MACHT WEIN – UND WIE!  
Vier Jahre waren Luca und ich Schulkameraden im Realgymnasium in Basel und absolvierten dort zusammen die Maturprüfungen. 
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Während es mich in die Humanmedizin zog, studierte Luca Veterinärmedizin und arbeitete später zusammen mit seiner Frau Ingrid als Tierarzt in der Region Basel. Gemeinsam entdeckten sie ihre Passion für ein Land: Südafrika. Vor allem das Stellenbosch, die Weinregion am Cap, hatte sie in Ihren Bann gezogen. Und es kam, wie es kommen musste: Mit der Zeit wurde die Anziehungskraft für diese Region so gross, dass Luca und Ingrid beschlossen, im Stellenbosch eine kleine Farm zu kaufen und dort Weinbau zu betreiben. Als Lieb-haber von guten Weinen gaben sie sich den Anspruch, auch solchen herzustellen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, belegten sie an der Universität Stellenbosch Önologie und Weinbau und schlossen diesen Lehrgang nach vier Jahren mit dem Bachelors of Sciences erfolgreich ab. Seither widmen sich Luca und Ingrid mit Hingabe und technischer Raffinesse Ihrer Produktion von Merlot.
MERLOT – EINFACH NUR MERLOT
Das Weingut von Luca und Ingrid ist das einzige Weingut in Stellenbosch, welches nur Merlot produziert. Dabei ist zu bemerken, dass verschiedene Merlots aus demselben, 2 Hektaren grossen Rebberg hergestellt werden.
 
Anlässlich der Degustation bei Savinis in Muttenz, welcher exklusive Spitzenweine aus Südafrika im Sortiment führt, hatte ich Gelegenheit diese 5 Merlots und den MCC Brut Rosé – ein Schaumwein natürlich aus Merlot-Trauben, nach der klassischen Cap Classique Methode hergestellt – zu probieren. Den MCC-Brut produziert Luca übrigens erst seit 2021.
 
Was bedeutet Cap Classique?
Der Begriff Cap Classique oder auch Méthode Cap Classique wurde 1992 in Südafrika zur Bezeichnung des nach Champagnermethode (Méthode Champenoise) hergestellten lokalen Schaumweins eingeführt. Nach der Abfüllung gären und reifen die Flaschen liegend in kühlen, dunklen Kellern für mindestens 12 Monate.

​Luca Bein präsentiert seine 5 verschiedenen Merlots. Von links nach rechts: den Merlot Forte 2021, den Little Merlot 2021, den Bein Merlot 2020, den Merlot Reserve 2020 und den Pink Merlot 2022.

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Hier eine kurze Vorstellung dieser feinen Merlots:
 
1. Bein Merlot
Es handelt sich hier um den Hauptwein von Luca und Ingrid. Dieser Wein wird während rund einem Jahr im traditionellen Barrique-Fass ausgebaut und oft noch ergänzt mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec oder Petit Verdot. Nach der Abfüllung wird er bis zur Trinkreife noch ein Jahr in der Flasche gelagert.
 
2. Little Merlot
Er ist der kleine Bruder des Bein Merlot. Er wird in älteren Fässern ausgebaut und es werden ihm auch – je nach Jahrgang – die oben genannten, klassischen Bordeaux-Trauben beigemischt.
 
3. Merlot Reserve
Dies ist ein spezieller Wein. Er wird nur in besonderen Jahren aus Trauben mit besonderer Qualität aus Einzellagen innerhalb des Rebberges gemacht. Der Ausbau erfolgt in 100% neuen Eichen-Barriquefässern.
 
4. Merlot forte
Dieser Wein wurde 2014 das erste Mal produziert und – als Novität in Südafrika – aus teilgetrockneten Trauben hergestellt. In speziellen Kisten lässt man die Trauben an der Luft trocknen, bis sie ca. 30% ihres Gewichtes verloren haben. Anschliessend werden die Trauben während 3 Monaten auf der Maische vergoren und reifen während 24 bis 30 Monaten im Barrique-Fass bis sie anschliessend in 0,375ml-Flaschen abgefüllt werden.
 
5. Pink Merlot
Der Pink Merlot ist ein Rosé, der aus früh geernteten Trauben hergestellt und wie eine weisse Cuvée mit Hefe kaltvergoren und frisch abgefüllt wird.
 
Fragen Sie sich nach dieser Auflistung auch, warum eigentlich nur «Merlot»?  
Ausgerechnet in Südafrika ist doch die Merlot-Traube ein sehr anspruchsvolles Gewächs?
Und eine weitere Frage, die man sich stellen könnte: Luca produziert aus einem einzigen, 2 Hektaren umfassenden Rebberg verschiedene Merlot-Weine, wie ist das möglich?
 
Der Einfluss unterschiedlicher Rebberge auf die Qualität von Wein ist seit Jahrhunderten anerkannt. Dabei bilden Unterschiede in Klima, Topografie und Bodentyp die Grundlage für das Terroir-Konzept. Für die Winzer Ingrid und Luca Bein sind jedoch Unterschiede innerhalb eines Rebberges mindestens ebenso wichtig. Mit Hilfe von Precision Viticulture gelingt es ihnen, diese Variabilität zu Ihrem Vorteil zu nutzen.
 
Precision Viticulture (PV) ist Rebberg-Bewirtschaftung unter Berücksichtigung kleinräumiger Boden- und Bestandesunterschiede. PV beruht auf der Analyse eines Rebberges durch neuzeitliche Sensortechnologie, z.B. Luftaufnahmen in bestimmten Spektralbereichen. Solche Bilder erlauben Rückschlüsse über den Zustand und räumliche Variationen von Rebanlagen.
 
So ist es möglich geworden, drei verschiedene Weine in bester Qualität aus einem einzigen Rebberg zu erzeugen. Meine Erfahrung bei der Degustation von Luca und Ingrid Bein bestätigen diese Tatsache. Es war eine interessante Erfahrung und ein Genuss, diese Weine zu trinken und miteinander vergleichen zu können.
 
Versuchen Sie es doch selbst einmal – auf Ihr Feedback bin ich gespannt!
 
Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf

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<![CDATA[ROBERT «STÜMPI» GRAF TRIFFT CATHERINE TOBLER]]>Wed, 30 Aug 2023 12:08:48 GMThttp://www.wine-doc.ch/blog/robert-stumpi-graf-trifft-catherine-toblerAuf dem Weg zur Wein-Akademikerin – eine Begegnung mit Catherine Tobler

Catherines Werdegang ist bewundernswert. Seit zwei Jahren ist die 29-Jährige Luzernerin Standortleiterin in der Weinbar „Chez Grisoni“ in Basel. Nebenbei absolviert sie eine Ausbildung zur Wein–Akademikerin. Ihr Großvater und ihr Vater haben 1993 eine Reb Parzelle in Uchaux-les-Farjons - Côtes du Rhône gekauft und so kam Catherine Tobler schon früh in Kontakt mit dem gegorenen Rebensaft.
Es ist reiner Zufall, dass ich das „Chez Grisoni“, eine auf den ersten Blick unscheinbare Weinbar mit Vinothek, entdeckt habe. Zuvor war ich nämlich im legendären Atlantis am Klosterberg in Basel, welches sich gleich nebenan befindet, und genoss das „Tribute to Amy Winehouse“–Konzert (nomen est omen…).
Im Atlantis ist es schwül heiß, so dass ich meinen Stehplatz in der Pause opfere und an die frische Luft gehe. Meine trockene Kehle lechzt nach Flüssigkeit. Neugierig gehe ich in diese gemütlich Weinbar und setze mich an einen Tisch, nachdem ich mich in den Weinregalen umgesehen habe. Auf Empfehlung der netten Bedienung ließ ich mir ein Glas kühlen Weißwein einschenken. Ein Langhe Arneis.

Wein verbindet immer…

Es ist so gemütlich, dass ich sitzen bleibe und mit der Dame, die mich bedient hat, ins Gespräch komme. Das „Chez Grisoni“ gibt es tatsächlich schon seit drei Jahren verrät sie mir. Catherine Tobler, so heißt die junge Dame mit großen Weinkenntnissen, begann vor drei Jahren als Praktikantin in der Vinothek. Heute lebt die 29-Jährige Standortleiterin aus Luzern in Basel. Zuvor absolvierte sie die Hotelfachschule und ist aktuell in der Ausbildung zur Wein–Akademikerin WSET Level 4, eine Ausbildung, die zwei Jahre dauert.    

Auf meine Frage, ob es ihr Fernziel sei, als erste Frau in der Schweiz den „Master of Wine“ zu erlangen lächelte sie verschmitzt und sagte: wer weiss…“
Ihre Passion zum Wein wurde ihr in die Wiege gelegt: Via Grossvater – Vater übertrugen sich die Gene auf die Tochter, welche früh in Kontakt mit dem gegorenen Rebensaft kam.  
                                        
„Wir haben schon als Kinder unter den Reben gespielt“ so Catherine Tobler.
Heute sind Catherine Toblers Wein-Präferenzen Schweizer Weine und auch französische Weine, vor allem die aus dem Burgund und aus dem Rhonetal.

Von der Praktikantin zur Standortleiterin

Catherines Werdegang ist bewundernswert. Und seit zwei Jahren geht es mit dem Geschäft stets bergauf.
Die aktuellen Wein-Trends bestimmen im „Chez Grisoni“ das Angebot.

„Ich habe die Freiheit das Angebot auszubauen und zu ändern“
Gemäss der angehenden Weinakademikerin sind Schweizer Weine momentan extrem gefragt. Gross im Trend seien auch Orange Weine beziehungsweise Naturweine und Schaumweine aus Südengland verrät sie weiter.

„Es ist eine lebendige Branche, die sich weiterentwickelt. Der Klimawandel stellt die Weinbauern vor neue Herausforderungen. Aber es sind auch Märkte, die zu grösseren Playern werden. Zum Beispiel China. Im aktuellen Studiengang beschäftigen wir uns auch mit Weinregionen, welche man bis anhin nicht wahrgenommen hat“

Im „Chez Grisoni“ liegen zwischen 350 bis 400 Positionen in den Regalen, von denen gewisse Weine nur im „Chez Grisoni“ erhältlich sind. Und: Jeden dieser 350 bis 400 Weine kennt Catherine Tobler. Viele gute Weine sind unter CHF 30.- erhältlich und können degustiert werden, man kauft hier die Katze nicht im Sack. „Massenweine zu Billigpreisen sind jedoch nicht in unserem Angebot“

Die Frau in einer Männerdomäne

Auf die Frage, ob es als Frau schwierig sei, in einem männerdominierten Job zu arbeiten und sich durchzusetzen, antwortet mir Catherine Tobler mit einem schelmischen Lächeln:
„Häufig werde ich gefragt: Wo ist der Chef? Worauf ich antworte: Sie sprechen gerade mit der richtigen Person. Meistens ist es kein Problem, dass die Standortleiterin im“ Chez Grisoni“ eine Frau ist…“

Wein ist Vertrauenssache

Das Credo von Catherine Tobler lautet: Wein ist Vertrauenssache! Viele Kundinnen und Kunden kommen in die Vinothek und erklären, sie hätten keine Ahnung von Wein und möchten beraten werden. Das schätze sie sehr und das mache ihr am meisten Spass. Diese Art Kunden seien ihre Lieblingskunden, häufig kämen diese Leute wieder in die Vinothek zurück, und so kann sich dann Catherine Tobler auf die Schulter klopfen und sagen: „Ich habe einen guten Job gemacht“

Die spontane Begegnung mit Catherine Tobler war für mich als Wein-Liebhaber in jeder Beziehung und vor allem in önologischer Hinsicht ein bereicherndes Erlebnis. Einen Besuch im „Chez Grisoni“ kann ich nur empfehlen.

Degustationsnotizen

Grillette Cuvée Chypres en Vent Réserve 2021 
Von der Domiane de Cressier/Neuenburg, 13 Vol.% 100% Chardonnay, 8 Monate im Barrique. Vollmundig, Vanille- und Butteraromen, keine aufdringliche Holz-Note. Intensives Bouquet mit Noten von Pfirsich, und Apfel. Recht langer Abgang. Ideal als Begleitung zu einem Aperitif mit verschiedenen Häppchen oder zu Fisch.
CHF 38.00
 
Le Pic des Combettes Massif d'Uchaux
C.-du-Rhône-Vill. AOC  2016

Ein klassischer Rotwein aus dem Rhonetal hergestellt aus den Trauben Syrah, Grenache und Mouvèdre, 24 Monate im Barrique ausgebaut. Im Mund Noten von schwarzen Früchten, Kräutern und auch Leder.
Passt vorzüglich zu Fleisch, Wild und Wildgeflügel.
CHF 20.65

​www.chezgrisoni.ch

Das Weingut Le Pic des Combettes

Text von Catherine Tobler

Vater und Sohn haben 1993 eine Rebparzelle in Uchaux-les-Farjons - Côtes du Rhône gekauft. Die überwucherten Weinberge waren mit wunderbaren, uralten Grenache-, Mourvèdre-, Syrah und Carignan-Stöcke bepflanzt. Unter dem Motto von Antoine de Saint-Exupéry «Wir erben das Land nicht von unseren Vorfahren, wir leihen es von unseren Kindern.», hat mein Vater die Rebparzelle auf den nachhaltigen umweltfreundlichen Anbau umgestellt. Dies bedeutet Verzicht auf Einsatz und Behandlung durch synthetische Fungizide, Düngemittel, Herbizide und Pestizide und hin zu einer naturnahen Bewirtschaftung. In einer der ältesten Weinregion Frankreichs, nahe der legendären Appellation Châteauneuf-du-Pape, entstehen urtypische, charaktervolle, dichte, strukturbetonte Weine.
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