Neues und Vertrautes bei Moccagatta in Barbaresco (Piemont)Im November dieses Jahres besuchte ich das Weingut Moccagatta in Barbaresco. Dort erwartete mich Martina Minuto, die Tochter von Sergio, welche mir ihre neusten Jahrgänge der Moccagatta-Weine vorgestellt hat. Eine Führung durch das Weingut und den Weinkeller erübrigte sich, da ich Moccagatta seit Jahren besuche und das gepflegte Gut kenne. Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mir jedoch ein Foto mit Martina auf ihrem Rebberg nicht nehmen lassen. Und dann kam die Überraschung - der neue Wein von Moccagatta Langhe Rosato ist die kleinste der Produktionen und wurde 2020 als Experiment geboren. Er wird aus Nebbiolo-Trauben aus einem jungen Weinberg mit kühlerer Nordostlage und guter Höhenlage hergestellt. Die Trauben werden gepresst und nach einem kurzen Kontakt von etwa zwölf Stunden werden die Schalen durch sanftes Pressen abgetrennt. Die Farbe ist ein zartes warmes Rosa, der Wein ist frisch und elegant. Er eignet sich sehr gut als Aperitif, aber auch in Kombination mit hellem Fleisch. Von diesem 2022er Rosato wurden 1000 Flaschen abgefüllt. Beim Degustieren empfand ich einen lieblichen, fruchtigen Geschmack und im Gaumen harmonisch, trocken mit einem ganz leicht süßlichen Unterton. Rosémania! Gerade in der heißen Jahreszeit ist der Rosé mittlerweile auch außerhalb Frankreichs ein vielbegehrter Apéro- und Trinkwein. Roséweine sind voll im Trend finde ich und es hat sich meines Erachtens eine echte „Rosémania“ eingestellt. Hinweis: Frankreich – vor allem die Provence - ist der größte Rosé-Produzent weltweit. In den letzten Jahren ging der Trend hin zu hellen, sprich blassrosafarbenen, Roséweinen. Dies verdankt man dem von den Winzern der Côtes de Provence angewendeten Verfahren der Pressurage direct – oder zu Deutsch: Direktpressung. Bei diesem speziellen Verfahren werden die Trauben sofort gepresst und der Traubensaft anschließend vergoren. Manchmal wir der Saft noch kurz auf der Maische liegen gelassen. So entstehen die aktuell sehr begehrten, hellen Roséweine. Zurück zum Weingut Moccagatta
Nach der Degustation des Roséweines versuchten wir auch den Weißwein, einen Chardonnay Langhe Buschet DOC 2021. Oberhalb ihres Rebberges Bric Balin liegt die kleine Parzelle Buschet (zu Deutsch: Wäldchen), wo Francesco und Sergio Minuto in den achtziger Jahren die ersten Chardonnay-Reben gepflanzt hatten. Es ist der höchste Punkt des Hügels, welcher dank Klima und Boden die besten Voraussetzungen hat, um mineralisch konzentrierte Trauben zu ernten. Der Chardonnay Langhe Buschet gärt in Barriques, in denen nach der Gärung in regelmässigen Abständen die Hefe aufgerührt wird (bâtonnage). Mit diesem Vorgehen wird eine Extra-Dichte des Weins erzielt. Nach einem Jahr wird der geschmeidig gewordene Wein abgefüllt, in diesem Jahr lediglich 3000 Flaschen. Hinweis: Bei der Bâtonnage macht der Winzer mit seinem Wein das gleiche, wie der Koch mit seinem Bolognesen: Er rührt darin herum. Insbesondere beim Ausbau von Weißweinen bleibt die gebildete Hefe oft für einen gewissen Zeitraum beim Wein. Man nennt diese «Lagerung auf der Voll-Hefe», oder in Frankreich spricht man von «sur lie». Damit sich ihre Wirkung möglichst optimal entfaltet, muss sie deshalb regelmäßig aufgerührt werden. Früher geschah das mit einem einfachen Stock (bâton). Heute gibt es dafür entwickelte Werkzeuge und für größere Gebinde auch Rührwerke. Normalerweise geschieht das Aufrühren während der Hefesatzlagerung rund einmal pro Woche. Quelle: „Wein am Limit“ Bric Ballin und Basarin Nach dem Weisswein degustierte ich zwei feine 2020-er Barbaresco von Moccagatta. Den Bric Ballin und den Basarin. Ich kenne wenig Rotweine, welche wie die Barbaresci von Moccagatta sofort nach der Entkorkung ihr volles Bouquet entfalten und trinkfertig sind. Es überrascht mich jedes Mal, wie diese Weine – kaum ohne Zapfen – eine wunderbare Nase und einen vollmundigen Geschmack im Gaumen haben. Wenn es also einmal schnell gehen muss, ist dieser Wein empfehlenswert. Bric Balin 2020 Bric Balin ist so zusagen die Haus-Rebe der Azienda Moccagatta, die unmittelbar über dem Rebhang thront. Notiz: 18 Monate in Barriques und mindestens 9 Monate in der Flasche.15% granatrote Farbe, feine Nase, viel reife Früchte, dazu eine rauchige Note. Wirkt beim ersten Schluck im Gaumen noch etwas verschlossen. Dunkle Beeren, Kakao, Tabak- und Teernoten, mit dabei auch Lakritze werden Sie bei ihm entdecken. Er bietet einen feinen und langen Abgang. Basarin 2020 Die Trauben stammen von der 1,7 Hektar grossen Südlage Basarin. Die Produktion liegt bei rund 8000 Flaschen. Notiz: 18 Monate in Barriques und 9 Monate in der Flasche, 15.5% granatrote Farbe, feine, intensive Nase nach dunklen Beeren, Teer, auch Kakao. Im Gaumen geschmeidig bei fein tarierten, weichen Tanninen. Aromen von Tabak, Lakritze, geröstetem Holz, zeitweise ein Hauch von weissem Trüffel. Langer, intensiver Abgang. Sowohl der Basarin wie auch der Bric Balin eignen sich vorzüglich zu einem Festessen mit oder auch ohne Fleisch. Da, wie bereits festgehalten, der Basarin und der Bric Balin sofort nach dem Öffnen trinkbereit sind, braucht es für diesee Weine keine langen Vorbereitungen – weder müssen sie längere Zeit atmen noch in einer Karaffe dekantiert werden. Ich empfehle Ihnen diese Weine zu versuchen https://www.moccagatta.eu/ – Sie werden es nicht bereuen! In diesem Sinne wünsche ich gesegnete Feiertage und einen guten Start ins 2024. Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf Comments are closed.
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DER AUTOR
Robert «Stümpi» Graf ist orthopädischer Chirurge in Basel. Passionierter Weinliebhaber und Vollblut-Fasnächtler in der Seibi Clique. Altmeister der E. Zunft zu Schuhmachern Basel. Vater von drei Kindern und Lebenspartner von Diana Bevilacqua. Archives
September 2024
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