Unbekannte Kultweine aus KalifornienDominus, Opus One, Martha’s Vineyard Cabernet Sauvignon – alles Kultweine aus Kalifornien, welche landläufig bei uns nicht nur unter den Weinfreaks bekannt sind. Doch das Weinmekka Kalifornien bietet viel mehr als nur die erwähnten Etiketten. Mehr über die noch junge Geschichte des amerikanischen Weinbaus und deren vorzüglichen Weine erfahren Sie hier in meinem Blog. Impressionen sehen Sie im Video. Nach Italien, Frankreich und Spanien ist Amerika der viertgrösste Weinproduzent der Welt. Beim Weinkonsum liegen die Amerikaner jedoch unbestritten an erster Stelle. In den USA wird in jedem Bundesstaat Wein gekeltert. 90 % der produzierten Weine stammen aus Kalifornien. Kalifornien ist somit klar das Zentrum des amerikanischen Weinanbaus und der Weinproduktion. HistorischesEs waren die Einwanderer aus Europa – vornehmlich Hugenotten aus Frankreich – die sich mit dem Weinbau beschäftigten. Anfänglich kelterten sie Weine aus wilden Reben, die in Amerika in grosser Zahl vorhanden waren, wie zum Beispiel die vitis labrusca oder zu Deutsch: Fuchs- oder Erdbeerrebe. Der aus diesen Reben gekelterte Most ergab – für europäische Verhältnisse – jedoch keine wirklich trinkbaren Weine. Diese hatten nämlich alle einen sogenannten Foxton. Das heisst, sie hatten einen Geschmack nach nassem Fuchsfell, Katzenurin, Stinktier oder künstlichen Erdbeeren. Erst als Einwanderer aus Europa eigene Reben aus deren Heimat mit nach Kalifornien brachten, gelang es nach und nach bessere Weine zu produzieren. Der grosse Rückschlag: die Prohibition 1920 -1933Das landesweite Verbot der Herstellung, des Transports und des Verkaufs von Alkohol durch den 18. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika von 1920 bis 1933, brachte den Weinbau in den USA nahezu zum Erliegen. Weinbaubetriebe verschwanden, bereits gekelterte Weine wurden vernichtet und Reben wurden gerodet. Dies hatte zur Folge, dass viel Weinwissen verloren ging. Die Weltwirtschaftskrise und der 2. Weltkrieg verlängerten und begünstigten den Untergang der amerikanischen Weinkultur. Am Ende dieser Krisenjahre musste man beim Weinbau praktisch von vorne beginnen, was angesichts des verloren gegangenen Wissens nicht einfach war. Die treibende Kraft für die „Wiederauferstehung“ war - wen wunderts - Kalifornien. Wie Phönix aus der Asche… the judgement of Paris 1976 Der englische Weinhändler Steven Spurrier organisierte am 24. Mai 1976 eine Weinprobe in Paris. Diese Blind-Degustation war ein Wettkampf zwischen französischen und amerikanischen - sprich kalifornischen - Weinen. Die Höchstnote erreichte dabei sowohl beim Rot- wie auch beim Weisswein ein kalifornischer Wein und schlug somit die berühmten Weine aus dem Bordeaux und dem Burgund. Beim Weisswein schwang der Chardonnay vom Chateau Montelena Winery 1973 und beim Rotwein der Cabernet Sauvignon S.L.V. 1973 von Stag’s Leap Wine Cellars oben aus. The Judgement of Paris 1976 schlug in der Weinwelt wie eine Bombe ein. Seither gelten die USA generell und Kalifornien im Speziellen als eines der Top-Weinbauländer der Welt. Vom Gestern ins HeuteKalifornien besitzt rund 250'000 Hektar Rebfläche und über 3000 Weingüter (oder zumindest über 3000 Weingüter Namen). Einerseits gibt es in Kalifornien Weingüter, die ähnlich wie mitteleuropäische Châteaux funktionieren: Die Rebberge gehören zu einem Weingut, wo die Arbeit im Rebberg, die Weinbereitung und der Ausbau vom jeweiligen Weingut erledigt wird. Auf den Weinetiketten wird dies mit den Worten Estate Vineyards & Winery vermerkt. Neben diesen Estates gibt es aber auch Weingüter mit einer eigenen Winery, jedoch mit zu wenig eigenen Rebbergen. Diese Weingüter kaufen im Herbst Traubengut zu, und zwar von den sogenannten Grape Growers. Grape Growers sind Weinbauern, die eigene Rebberge besitzen und diese das ganze Jahr hindurch pflegen, um im Herbst die Trauben an die Estate Vineyards Wineries zu verkaufen. Drittens gibt es Weingüter, die weder eigene Reben noch eine eigene Kellerei besitzen. Diese kaufen Trauben bei einem Grape Grower. Diese Trauben werden dann in einer «echten» Winery mit genügend Platzkapazität und nicht aus-geschöpfter Produktionsbewilligung zu Wein verarbeitet. Diese Weine werden als «Brand» bezeichnet. Meistens sind die Besitzer dieser «Weingüter ohne Weingut» reiche Investoren, die Gefallen am Wein gefunden haben und sich so ihren Traum erfüllen wollen. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel im Napa Valley nur gerade etwa die Hälfte der Rebberge zu einem aktiven Weingut gehören, so wird einem die Wichtigkeit der Grape Growers bewusst. Und diese Grape Growers verfügen häufig über ausserordentliche Rebberg-Lagen, wo begehrtes Traubengut heranwächst. A Propos Trauben… Das Napa Valley nördlich von San Francisco ist die Hochburg von Cabernet Sauvignon und Merlot. Gleich nebenan, im kühleren Sonoma ist das Klima ideal für die Burgunder-Traube Pinot noir. Ausserdem reift hier bevorzugt Zinfandel, einer der traditionsreichsten Rotweintrauben Kaliforniens. Südlich von San Francisco bewirtschaftet Monterey zunehmend die Weissweinsorte Chardonnay. Und noch weiter im Süden des Bundesstaats, in Santa Barbara, herrscht ein ideales Terroir für Rhône-Sorten, allen voran für Syrah. In Kalifornien werden ausserordentlich gute Weine produziert! Mittlerweile Kultweine, welche wegen der geringen Mengen ausserhalb der USA praktisch nicht zu bekommen sind. Viele dieser Weine stammen aus der önologischen Hochburg von Kalifornien, dem Napa Valley. Ein paar Spitzenreiter aus dem Nappa Valley Im Napa Valley gibt es viele großartige Weine und Weingüter. Doch Harlan Estate hat es geschafft, gegen die starke Konkurrenz seine Klassifikation als die Nr.1 im Valley und vermutlich in ganz Amerika zu verteidigen. Die Weine sind und bleiben «Kult», die Kompromisslosigkeit beim Qualitätsstreben unerreicht. Ich zitiere: «Harlan, das ist Cabernet am Limit aus allerbestem Terroir und extremer Liebe zum Detail produziert. Jahr für Jahr, als ob es keine Jahrgangsschwankungen gäbe. Konstant ist auch die Unerreichbarkeit der Weine in Bezug auf Verfügbarkeit und Preise». Gerade einmal knapp über 20 Jahre gibt es das Bryant Family Vineyard, welches heute auch schon ein Kult-Wein geworden ist und in Kalifornien zur etablierten Spitzengruppe gezählt wird. Auf einem der schönsten Weinberge des gesamten Napa Valley wächst ein typisch kalifornischer Cabernet Sauvignon heran. Ich zitiere aus «Weinrouten»: Bryant Family Vineyard Weine sind etwas für echte Kalifornien Fans: dicht, konzentriert, undurchdringlich und alkoholstark. Dennoch zeichnet sie eine unglaubliche Eleganz und Balance aus, man kann kaum glauben, dass so ein Extrakt reicher Wein so harmonisch und geschliffen sein kann!» Joe Heitz gründete schon 1961 sein eigenes Weingut und wurde nicht nur zum Pionier des Napa Valley, sondern auch zu einer Legende im Tal. Sein berühmtester Wein, der Martha`s Vineyard Cabernet stand über viele Jahre an der Qualitäts-spitze - es war der erste echte Terroir Wein Amerikas - und trug seinen Teil dazu bei, dass das Napa Valley internationale Anerkennung errang. Heitz Cellar wird bis heute zu den Premier Cru Weingütern Amerikas gezählt. Dominus ist eines der grossen und weltweit bekannten Weingüter Amerikas mit legendärer Vergangenheit. Dominus gehört heute in das Star-Portfolio von Christian Moueix, dem Besitzer u. a. von Château Pétrus. Übrigens: Das Dominus Weingut war das erste Projekt von Herzog und de Meuron ausserhalb Europas. Im Napa Valley ist kein Weingut berühmter als das Gemeinschaftsunternehmen von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild. Hier wird nur ein einziger Wein produziert, und der hat in jeder Hinsicht Massstäbe gesetzt. Heute ist Opus One mit seinem ausgeprägten Bordeaux-Stil wieder bei den allerbesten Cabernets mit dabei. Robert Mondavi war nach der Prohibition der Erste, der im Napa Valley ein neues Weingut gründete. Fast im Alleingang hat dieser Pionier des kalifornischen Weins die stürmische Entwicklung der Region vorangetrieben. Aufstieg und Fall seines Weinguts und Imperiums haben diese Legende noch verstärkt. Obwohl die Spitzenprodukte des Hauses auch heute noch sehr gut sind, ist das Weingut selbst zu einem Mekka des (Massen-) Weintourismus verkommen. Der Schweizer Unternehmer und Weinbaupionier Donald M. Hess wollte eine Mineralwasserfirma zum allfälligen Kauf ausfindig machen und reiste zu diesem Zweck in die USA. Im Napa Valley in Kalifornien gefielen ihm die lokalen Weine. Er gab die Suche nach einer Mineralwasserfirma auf und machte sich über den Weinbau der Gegend kundig. 1978 kaufte er sein erstes Stück Land, um einen Rebberg am Mount Veeder im Napa Valley anzupflanzen. Später kaufte Hess weitere Weingüter in der Region, an einer kühlen Lage nahe der Bucht von San Francisco, im Sonoma County und im Monterey County mit insgesamt 520 Hektaren Reben. Donald M. Hess starb anfangs dieses Jahres. Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf
Liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde - Liebe Wine Doc Community Angetrieben durch die Erfolge der Supertoskaner haben sich im Bolgheri neue, ambitionierte Winzer etabliert, die hervorragende Weine produzieren. Als Beispiel stelle ich Euch in diesem Video Rotweine der erst seit 2021 bestehenden Fattoria „Poggio al Tesoro“ vor, die mir sehr gefallen haben. Viel Spass! Liebe WINE DOC Freundinnen und WINE DOC FreundeAm 28.April 2023 fand im Restaurant zur Mägd in Basel die alljährliche Weindegustation von Donati Vini www.donativini.ch mit anschliessender Tavolata statt. In der Auflistung der anwesenden AusstellerInnen entdeckte ich die «Cascina Ballarin Spirito Agricolo» aus La Morra im Piemont. Das war ein weiterer Grund, mich zu diesem Anlass anzumelden. Die VorgeschichteVor über 20 Jahren verbrachte ich im Sommer ein Wochenende in Mailand. An einem Abend genoss ich im Restaurant Bice unweit der Mailänder Scala ein feines Nachtessen. Das Lokal hatte eine grosse Weinkarte und ich liess mir – wie ich das schon in meinem früheren Blog über das Piemont erzählt habe - einen Piemonteser Rotwein empfehlen, dessen Etikette noch nicht in jedem Weinführer zu finden war. Der Kellner ermunterte mich, den Barolo Bussia von der *Cascina Ballarin aus La Morra zu versuchen. Die Empfehlung war ein Volltreffer, der Wein schmeckte vorzüglich. *Die Cascina Ballarin liegt ca. 5 Kilometer östlich von La Morra an der Strasse von Alba nach Barolo Mein erster Besuch bei den Gebrüdern VibertiDer Barolo Bussia der Gebrüder Viberti liess mich nicht mehr los. Es war für mich klar, dass ich anlässlich der nächsten Piemont-Reise die Cascina Ballarin besuchen würde. Gesagt, getan. Bereits am zweiten Tag unseres Piemont-Aufenthaltes fuhren wir zu den Gebrüdern Viberti. Freundlich wurden wir von Giorgio empfangen und durften alle Weine im Degustationsraum kosten. Der erste Eindruck hatte nicht getäuscht, ihre drei Lagen-Barolo waren hervorragend – allen voran der Bussia. Die Weine durften wir nicht nur probieren, wir konnten diese auch direkt kaufen. Wenn man etwas mehr als zwei Mal tut, wird es zur Tradition… Aus meinem ersten Besuch wurde ein Zweiter, ein Dritter und so wurde die Cascina Ballarin zum festen Bestandteil unserer Besuche bei der jährlichen, traditionellen Piemont-Reise. Wir lernten neben Giorgio auch dessen Bruder Gianni kennen und es entwickelte sich schon bald eine langjährige Freundschaft, die bis heute anhält. Die EnttäuschungBei unserer letzten Piemont-Reise im Jahr 2022, dem Jahr nach der Corona-Pandemie, besuchten wir wie gewohnt die Cascina Ballarin. Giorgio und Gianni Viberti waren nicht anwesend. Giorgios Sohn Alberto führte uns durch die Weine und teilte uns mit, dass er keinen Rotwein und nur wenige Flaschen von seinem Weisswein verkaufen könne. Gründe dafür erfuhren wir keine. Mit ein paar Flaschen Weisswein fuhren wir zurück ins Hotel. Wir nahmen an, dass der Rotwein zukünftig für den Export bestimmt und ab der Cascina nicht mehr verfügbar sein werde. Diese Annahme verleitete uns zum Schluss, dass wir fortan auf einen Besuch bei den Vibertis verzichten werden. Die Wiederentdeckung in BaselWäre ich nicht an die Weindegustation von Donati Vini gegangen, die Marke «Ballarin» wäre bei mir wohl vollends in Vergessenheit geraten. Als ich die Angebots-Liste an der Degustation studierte, traute ich meinen Augen nicht: Ich las den Namen Viberti. Das machte mich stutzig und – Google weiss alles – fand auf der Webseite der Cascina Ballarin folgende Mitteilung: «Nach über dreissig Jahren grosser Teamarbeit von Giorgio und Gianni wird das Unternehmen eine neue Form annehmen und ab Anfang 2022 zwei neuen Wegen Platz machen: Alberto Ballarin Azienda Agricola e Agricamping Spirito Agricolo Gianni Ballarin – Azienda vitivinicola vini e distillati » An der Degustation im Restaurant zur Mägd in Basel traf ich Gianni Viberti mit seiner Tochter. Und ich konnte den Spirito Ballarin Langhe Nebbiolo 2020 kosten, der mir sehr gut gefallen hat und einiges für die Zukunft verspricht. Let’s do it again… Ich erfuhr: Die ehemalige Cascina Ballarin lebt weiter und produziert «zweigleisig». Ich bin gespannt auf die neuen Weine von Giorgio und Giovanni Viberti sowie deren Kinder, die ins Geschäft eingestiegen sind. Ich werde bei meiner nächsten Piemont-Reise erneut einen Abstecher nach La Morra zu den Gebrüdern Viberti und damit wohl auch zwei Degustationen einplanen… Wissenswertes: Alle «ehemaligen» Weine werden noch verkauft, jedoch nicht mehr gemeinsam produziert. Die Gebrüder Giorgio und Gianni produzieren nun eigene Linien:
Alberto Ballarin Azienda Agricola e Agricamping Spirito Agricolo Gianni Ballarin – Azienda vitivinicola vini e distillati Von den neuen Weinen, welche die zwei Brüder getrennt produzieren, konnte ich an der Weindegustation von Donati Vini den Nebbiolo 2020 von Spirito Agricola Ballarain probieren. Der Wein aus 100% Nebbiolo-Trauben ohne Holzeinsatz ausgebaut, ist ein feiner, recht fruchtiger Tropfen, der vorzüglich zu Käse, Fleisch, Wurst und natürlich zu Teigwaren passt. Er hat 14% Vol. und seine Genussreife bereits erreicht. Euer WINE DOC, Robert «Stümpi» Graf Liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde Der Sassicaia war jedoch der Wegbereiter für eine neue Weinregion, die es in kurzer Zeit zu Weltruhm gebracht hat. Erfahren Sie mehr in diesem Video. Viel Spass. Liebe Wine Doc-Freundinnen und Freunde Guten Wein trinken heisst für mich ein (alkoholhaltiges) Naturprodukt in seiner vielfältigen Art geniessen. Trinken impliziert für mich nicht «saufen» oder sich volllaufen lassen. Es ist wie mit allem im Leben: «Dosis sola facit venenum», wie es Paracelsus einst sagte, oder übersetzt: »Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosierung macht es so, dass ein Ding kein Gift ist». Als Arzt ist mir natürlich der Grundsatz des moralisch geforderten ärztlichen Handelns oberstes Prinzip: «Primum nihil nocere, secundum cavere, tertium sanare» – oder zu Deutsch: «Erstens nicht schaden, zweitens vorsichtig sein, drittens heilen.» Somit werde ich Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol trinken dürfen, mit Alkohol unverträgliche Medikamente einnehmen müssen oder wegen einer Alkohol-Sucht sich einer Entziehungskur unterziehen mussten, keinesfalls alkoholische Getränke anbieten oder zum Alkoholtrinken verführen. Durch diese Überlegungen geleitet und durch Artikel in Printmedien darauf aufmerksam geworden, habe ich mich über alkoholfreien Wein kundig gemacht und beschlossen, eine Degustation im Alleingang durchzuführen. Auch durch viele eher negative Berichte in Weinzeitungen, Tageszeitungen und in den sozialen Medien liess ich mich als Weinliebhaber nicht entmutigen und habe mir nur eine Grundsatzfrage gestellt: Wie mundet ein alkoholfreier Rosé und ein alkoholfreier Rotwein einem Weinliebhaber? Schaut Euch das Video an, und Ihr werdet meine Antwort erfahren! Fazit: Rosé (gekühlt) durchaus akzeptabel und als alkoholfreies Getränk eine mögliche Alternative für Personen, die keinen Alkohol trinken können, dürfen oder wollen. (Im Bild rechts) Der alkoholfreie Rotwein aus Cabernet Sauvignon ist für mich mehr als gewöhnungsbedürftig und dürfte sich meines Erachtens in dieser Form nicht als alkoholfreier Ersatz durchsetzen. (Im Bild links) Den Wein habe ich bestellt bei www.flaschenpost.ch. Auch das, mein erstes Mal: Weinbestellung im Internet.
Fasnacht 2023
Ein Porträt über Hobby-Winzer Lukas Staudenmann aus Allschwil. Lukas Staudenmann ist ein «Tausendsassa». Nach einer absolvierten Kochlehre und mehreren Jahren Berufserfahrung wechselte er das Metier und arbeitete bei einer Bank. Heute ist der 56-jährige ein passionierter Hobby-Winzer mit eigenem Rebberg in Pratteln. Bild: Lukas Staudenmann mit Wine Doc Robert «Stümpi» Graf «Zum Rebberg kam ich zufällig. Wein gehörte nicht zu meinen Hobbies. Hätte mir jemand ein Käslädeli angeboten wäre ich Käser geworden» Die Liebe zur Natur pflegte Lukas Staudenmann dennoch schon früh. Mit dem Skifahren, Fussballspielen und dem Biken verbrachte er seine Freizeit am liebsten draussen in der freien Natur. Seine Ferien geniesst er heute noch mit seinen Freunden auf dem Campingplatz. Es war sein Bruder Thierry Weidmann, der vor einigen Jahren eine Rebfläche - ebenfalls in Pratteln – gepachtet und Lukas für seine Traubenlese um Hilfe gebeten hatte. Da erfuhr Lukas, dass eine zweite Fläche zur Pacht frei geworden war und bewarb sich für diese. «Ich wusste ja nicht einmal, welche Trauben auf dieser Fläche gedeihen, viel mehr interessierte es mich der Natur etwas zurück geben zu können. Aber auch den Insekten! (lacht)» Bild: Ausschnitt von Lukas Staudenmann’s Rebberg Schritt für Schritt zum Regional-Winzer Mit seinen Cabarnet Sauvignon-Trauben produziert Staudenmann heute auf seinen 200 m2 zirka 130 Flaschen p.a. aus biologischem Anbau. Die Pflanzen benötigen vor allem Stickstoff. Dafür verwendet er Hornspäne aus Rinderhörnern und Hufen. Dank der Hilfe der Tiere im Boden und ihrem Kot erhalten die Pflanzen den natürlichen Dünger. Nicht nur Reben wachsen auf Staudenmanns Rebfläche, sondern auch die seltene und naturgeschützte Rebberg Tulpe. «Botaniker kommen nach Pratteln, um diese praktisch ausgestorbene Pflanze zu sehen.» Seinen Wein verkauft er an Freunde und Bekannte. «Gefällt der Wein meinen Freunden, ist es für mich Entschädigung und Motivation zugleich weiterzumachen.» Und dieser Wein gefällt! Eine Assemblage aus Stahltank und Holzfassgelagertem Cabernet Sauvignon, Jahrgang 2020, mit einer würzigen, an Pfeffer erinnernden Note in der Nase, die sich im Gaumen fortsetzt und mit einem recht ordentlichen Abgang sein Ende findet – ein überraschend feiner Wein, welcher zu Käse oder Fleisch vorzüglich passt. Du Luc Wein Die Trauben werden mindestens ein ganzes Jahr im Holzfass und im Stahltank gelagert, bis er abgefüllt wird. Lukas nennt seinen Wein passend zu seinem Namen «Du Luc». Die «Weinmacherei» und die nötige Geduld, die es dafür braucht, habe er vor allem von seinem Kellermeister Hansruedi und dessen Frau Marianne Jenzer zu verdanken. Doch sein Name verpflichtet: «Staudenmann, der es eben mit den Stauden kann!» Mehr Informationen zum Rebberg: http://www.weinbauverein-pratteln.ch/aktuell.php «Winzerischer» Werdegang von Lukas Staudenmann 2015: Einstig als Hobbywinzer bei Pachtübernahme einer bestehenden Rebfläche von 200 m2 in Pratteln
2016: Erster eigener Barrique-Wein, dank Hobbywinzer und Kellermeister Hansruedi Jenzer 2016: Erster gebrannter Traubenschnaps 2017: Pflanzung von zehn Jungreben 2018: Erstmalige Produktion von ein paar Flaschen Rosé-Weinen 2018: Beginn stetiger Miteinbezug der Biodiversität 2019: Pflanzung von vier weiteren Jungreben 2021: Erstmaliger Einsatz von biologischem Pflanzenschutz – wurde jedoch wegen zu vielem Niederschlag abgebrochen. 2022: Nochmaliger Versuch mit Einsatz von biologischem Pflanzenschutz – diesmal erfolgreich 2022: Hervorragende Säurewerte, diese sind bei meiner Sorte noch wichtiger als deren Oechsle Werte – verspricht einen großartigen Jahrgang zu werden! 2023: Meine Ziele: Biodiversität ausbauen – besonderes Augenmerk gilt der wilden Rebberg Tulpe. Biologischen Pflanzenschutz «ausbauen» und Wunsch, mit Hansruedi und Marianne Jenzer wieder einen «Cuvée-Wein» zu produzieren. Piemont 2022 – mein Reisebericht In einem meiner ersten Bloggs habe ich Euch über meine Passion für das Piemont und dessen Weine erzählt. Mitte November 2022 war es dann wieder so weit: Mit meinem langjährigen Freund und dessen Frau fuhren wir traditionsgemäss ins Piemont. Unser erstes Etappenziel war Mombaruzzo in der Provinz Asti, wo wir jeweils der Destillerie Berta einen Besuch abstatten, um einen unserer Lieblings-Grappa zu kaufen, den Tre Soli Tre. Der diesjährige Besuch warjedoch eine leise Enttäuschung. Der Verkaufsladen war voll belegt mit Degustations-Gruppen und die Regale waren ziemlich mager bestückt. Laut einer Mitarbeiterin aufgrund der Tatsache, dass es starke Lieferungsengpässe bei den Glas-Flaschen gegeben habe und darum der Grappa, welcher zur Abfüllung bereitlag, gar nicht wunschgemäss habe abgefüllt werden können. Letztlich hatten wir doch noch Glück und konnten zwei der letzten Flaschen Tre Soli Tre ergattern. Anschliessend fuhren wir weiter nach Barbaresco, wo wir auf dem Weg nach Neive bei der Azienda «Moccagatta» einen Zwischenhalt eingelegt haben. Die Gebrüder Francesco und Sergio Minuto produzieren hier einen unserer Lieblings-Barbaresco in modernem Stil. Tiefe Erträge und eine lange Lagerung in Barrique-Fässern bringen drei feine Barbaresci hervor: Den Bric Balin, den Basarin und den Cole. Alle drei sehr feine, ich möchte fast sagen feminine Weine, die schon in jungen Jahren absolut zugänglich sind. Nebst den Barabaresci werden hier aber auch ein Barbera und zwei Weissweine (Chardonnay Langhe DOC und Chardonnay Langhe Buschet DOC) produziert. Langjährige Winzerfreunde erwarteten uns Das nächste Ziel für uns war Neive. Hier erwarteten uns unsere langjährigen Winzer-Freunde zum Besuch und zur Degustation. Wie in einem meinen früheren Bloggbeitrag geschrieben, handelt es sich um die Familie Busso die wir seit kanpp 25 Jahren kennen. Als wir das erste Mal Piero und Lucia Busso auf Empfehlung der Wirtsleute des Restaurants „La luna nel Pozzo“ (ebenfalls in Neive) besuchten, da trafen wir den Winzer Piero Busso bei der Arbeit: Seine Weinflaschen wurden damals mit einer gemieteten Abfüll- und Etikettier-Anlage für den Verkauf bereitgestellt und die Zufahrt zu seinem Weingut führte über eine rustikale Naturstrasse. Heute ist alles etwas mondäner geworden: Über eine geteerte Zufahrtsstraße kommen die Gäste zu einem modernen Weingut mit eigenen Stahltanks und einem schönen Fasskeller, wo in alten und neuen Barrique-Fässern ein Teil seiner feinen Weine reift. Barbera d’Alba wurde schnell bekannt Piero Busso machte schon früh Furore mit seinem Barbera d’Alba. Die Güte dieses Rotweines blieb nicht lange ein Geheimnis, prämierte doch bald der Gambero Rosso diesen Barbera mit den legendären „tre bicchieri“ und verhalf diesem Wein zu früher Bekanntheit. Typische Vertreter der piemontesischen Weine Aber auch seine drei Barbaresci sind hervorragende Tropfen. Sowohl der Barbaresco San Stunet wie auch der Albesani Vigna Borgese und der Gallina sind ganz typische Vertreter dieser piemontesischen Weine. Diese und auch den Barbara d‘Alba Steffanetto sowie die beiden Weissweine Langhe Sauvignon DOC Arbe‘ und der Langhe bianco DOC (eine Assemblage aus Sauvignon blanc und Chardonnay) durften wir bei unserem diesjährigen Besuch an einem langen Tisch, der in einem Vorzimmer seines Weinlagers steht und die Wände unterdessen voller Auszeichnungen behängt sind, degustieren. Nach der Weinprobe besuchten wir gemeinsam das Restaurant Tastè, unweit von Barbaresco. Früher war diese Lokalität ein Schulhaus. Das Erdgeschoss wurde in eine gemütliche Stube umgewandelt, das Essen war vorzüglich und die Bedienung ausgesprochen zuvorkommend und kompetent – ein empfehlenswertes Lokal! Barolo oder Barbaresco? Zum Essen tranken wir natürlich lokalen Wein - sprich Barbaresco. Barolo oder der Barbaresco? Das Statement von unserem Freund Piero Busso ist klar lässt keine Zweifel über die Rangfolge aufkommen. Aber schauen und hören Sie selbst: Kraftvolle Baroli Den zweiten Tag unserer Piemont -Reise widmeten wir dem Barolo. Geplant waren zwei Besuche in den berühmten Rebbergen von La Morra. Zu Beginn besuchten wir Paulo Corino, welchen wir ebenfalls dank einer Weinempfehlung in einem Restaurant vor fünf Jahren entdeckt haben. Seine drei Lagen-Barolo Bricco Malescotto, Arborina und Giachini sind für mich echte „Power-Baroli“. Genau so, was man sich unter diesem Wein vorstellt. Lagerung bis zum Verkauf Alle drei Baroli lagern 24 Monate in Barrique-Fässern, sechs Monate im Stahltank und anschliessend werden sie sechs Monate in Flaschen gereift. Damit aber nicht genug. Ein weiteres halbes Jahr lagern die Weine in den Flaschen, bis sie zum Verkauf angeboten werden. Zu unserer grossen Freude waren noch alle drei Sorten an Lager. Doch sind wir uns bewusst, dass diese Weine ein gutes Lagerungspotential haben. Dennoch wage ich Euch zu sagen, dass alle drei Weine auch jung getrunken werden können und sehr viel Freude machen. Unser letztes Ziel war der Besuch bei Giorgio und Alberto Viberti von der Alberto Ballarin Azienda Agricola e Agricamping in La Morra. Dazu eine kleine Vorbemerkung: Die (ursprüngliche) Cascina Ballarin haben wir vor vielen Jahren entdeckt. Wie schon oft in früheren Jahren, entdeckten wir auch diese Winzer, die Gebrüder Giorgio und Gianni Viberti , als wir bei einem Essen ihren Lagen-Barolo Bussia zum ersten Mal getrunken haben. Er mundete damals schon ausgezeichnet. Von dort an besuchen wir die Cascina Ballarin Jahr für Jahr bis vor der Covid Pandemie. Im Jahre 2022 trafen wir zufällig Giorgio Viberti anlässlich einer Weindegustation in Basel. Er erzählte uns, dass er und sein Bruder Gianni sich getrennt haben und jeder für sich nun Wein unter einer eigenen Marke produzieren würden. Deshalb gibt es die ehemalige Cascina Ballarin heute nicht mehr – sie wurde aufgeteilt in die Alberto Ballarin Azienda Agricola e Agricamping und die Spirito Agricola Gianni Ballarin, Azienda vitvinicola vini e destillati. In Basel vereinbarten wir mit Giorgio einen Besuch bei ihm im Herbst. Dessen Sohn Alberto kredenzte uns bei unserem Besuch ihre Weine. Die Qualität ihrer Weine wurden durch die Trennung nicht geschmälert. Aber durch die Trennung und Aufteilung der Weingüter sowie der noch bestehenden Weine unter der alten Etikette, war – ausser Weisswein- und einiegen Barolo-Flaschen - kein weiterer Wein zu erstehen. Glücklicherweise konnten wir vom feinen Langhe Bianco und dem Barolo Bricco Rocca ein paar Flaschen mit nach Hause nehmen. Wir sind gespannt, wie sich das alles entwickeln wird. Eines steht jedoch fest: Wir werden auch dieses Jahr diese wunderschöne und spannende Weinregion besuchen. Unser Piemont-Wochenende liessen wir bei einem feinen Essen, begleitet von piemontesischen Weinen ausklingen, bevor wir am Sonntagmorgen, mit gefülltem Kofferraum, wieder Richtung Basel fuhren. Und, ja, alle Flaschen haben wir verzollt… Euer Wine Doc Robert „Stümpi“ Graf
Meine Empfehlung Charles Dickens schrieb einst:
«Und ich werde an Weihnachten nach Hause kommen. Wir alle tun das oder sollten es tun. Wir alle kommen heim oder sollten heimkommen. Für eine kurze Rast. Je länger, desto besser, um Ruhe aufzunehmen und zu geben.» Eigentlich eine schöne Umschreibung für den einen Sinn der Weihnachtstage: Heimkommen, rasten und ruhen im Kreise der Angehörigen inmitten einer Zeit der Unrast und der Unruhe. Zusammenkommen, herunterfahren und sich besinnen bei Kerzenlicht, schöner Musik, einem gemeinsamen Weihnachtsmahl und bei einem Glas Wein. Für viele an anderen Orten dieser Welt dürfte dies in der jetzigen Zeit ein Wunschtraum sein. Diese Tatsache sollte uns nachdenklich stimmen und uns an den eigentlichen Sinn der Weihnacht denken lassen: Das Fest der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit. In diesem Sinne wünsche ich Euch eine gesegnete Weihnacht und einen guten Rutsch ins 2023. Euer Wine Doc Robert „Stümpi“ Graf PS Sollte bei Euch Weihnachten wie oben angedacht stattfinden und Ihr einen Tipp für etwas «Quirliges» zum Anstossen brauchen könnt, dann empfehle ich Euch den Ca’ del Bosco Cuvée Prestige Edizione 45 Franciacorta extra brut DOCG aus der Lombardei. 23. November 2022 in der Galerie Brigitta Leupin in Basel «Wine & Try» - Why? Immer wieder bin ich von Freunden und Bekannten ermuntert worden, meine Wein-Passion, meine Wein-Erlebnisse und letztlich mein Wein-Wissen bei einem Glas Wein in gemütlichem Rahmen weiterzugeben. Das hat mich bewogen, mir diesbezüglich Gedanken zu machen. Ich fragte mich, wie soll ein solcher Abend aussehen, ohne dass es in einer «Wein-Vorlesung» endet oder ohne, dass es in eine der vielen Wein-Degustationen mündet. Denn hinter einer Degustation steht häufig eine Verkaufsabsicht, was meiner Philosophie von «Wine & Try» nicht entspricht. Die Weine, über die wir bei einem «Wine & Try»-Anlass reden, die wir degustieren und anschliessend trinken, werden von den Gästen oder, auf Wunsch der Teilnehmenden im Zusammenhang mit einem vorgegebenen Thema, von mir gewählt, ohne Verpflichtungen einem Anbieter gegenüber und ohne Verkaufsabsichten. Und so kam ich auf die Idee, an schönen Orten oder in schönen Stuben in kleinem Kreis mit Leuten bei Wein und Fingerfood zusammen zu sitzen, Ihnen auf Wunsch die Welt des Weines oder neue Weinregionen näher zu bringen. Oder mit bereits gewieften Weinfreaks an besagten Orten über definierte Weine zu philosophieren und zu disputieren. Der Anlass würde von denjenigen Weinen begleitet, die am Abend Thema sind. Bref: Wir reden über Wein, degustieren und trinken ihn – «Wine & Try» eben! Der Zufall wollte es, dass meine Lebenspartnerin, die ich für meine Idee begeistern konnte, in der Spalenbar in Basel mit Brigitta Leupin, der Inhaberin einer kleinen und feinen Galerie am Münsterberg, ins Gespräch gekommen ist. Sie hat ihr meine «Wine &Try»-Idee erzählt. Brigitta Leupin war sofort Feuer und Flamme und lud uns ein, den ersten «Wine & Try»-Abend in Ihrer Galerie durchzuführen. Der erste «Wine & Try»-Anlass fand kurze Zeit später, am 23. November 2022 in dieser Galerie statt. Insgesamt waren 20 Leute anwesend. Nach dem Begrüssungs-Apéro (natürlich auch ein Piemontesischer Weisswein: Ein Arneis 2019 von Bruno Giacosa) erzählte ich den Gästen Bekanntes und Unbekanntes aus dem Piemont und dessen Rotwein-Ikonen Barolo und Barbaresco. Bei Salame, Formaggio, Pane e Grissini – wie sich das in Italien gehört - taten wir uns an einem Barolo «Bricco Rocca 2017» der Cascina Balarin aus La Morra und an einem Barbaresco «San Stunet» 2917 von Piero Busso aus Neive gütlich – zwei Piemonteser-Rotweine, die vorzüglich zu diesem Abend passten, waren es doch zwei typische Vertreter Ihrer Spezies. Beide Weine waren zwar noch jung, aber nachdem sie zwei Stunden vor der Verkostung geöffnet worden waren, mundeten sie vorzüglich. Das Echo nach diesem ersten «Wine & Try»-Anlass war durchwegs positiv, was mich ermutigt, meine Idee weiterzuverfolgen. Offenbar besteht immer wie mehr ein echtes Bedürfnis, Wein nicht nur zu trinken, sondern über dieses Getränk mehr zu erfahren.
Übrigens: Der nächste «Wine & Try»-Anlass ist bereits in der Pipeline! Sollte sich jemand für so einen Abend interessieren, kann er mich via E-Mail kontaktieren. Euer Wine-Doc Robert «Stümpi» Graf |
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DER AUTOR
Robert «Stümpi» Graf ist orthopädischer Chirurge in Basel. Passionierter Weinliebhaber und Vollblut-Fasnächtler in der Seibi Clique. Altmeister der E. Zunft zu Schuhmachern Basel. Vater von drei Kindern und Lebenspartner von Diana Bevilacqua. Archives
September 2024
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